CO₂-Bilanz als Kennzahl für Vergleichbarkeit
In Zusammenarbeit mit dem unabhängigen Institut Climate Partner hat MGG-Polymers den CO2-Fußabdruck der Herstellung von recyceltem Kunststoff im eigenen Werk in Kematen an der Ybbs berechnen lassen. Das Ergebnis? Post-Consumer-Recycelte Kunststoffe haben eine deutlich bessere CO2-Bilanz als Virgin-Kunststoffe! Ein Faktum, das mehr Bedeutung bekommen muss.
Kohlendioxid (CO2) ist ein sogenanntes Treibhausgas und führt mit zunehmender Konzentration in der Erdatmosphäre zur Erwärmung des Erdklimas. CO2 wird von natürlichen Prozessen freigesetzt, jedoch ist es vor allem der Mensch, der einen wesentlichen CO2-Fußabdruck auf der Erde hinterlässt. Dies passiert vorrangig durch die Verbrennung von Kohle, Erdöl oder Erdgas – in der Industrie oder beim Heizen. Und dieser Kohlendioxidausstoß steigt seit Beginn der Industrialisierung weltweit kontinuierlich an.
Recycling und das Verbessern der Kreislaufwirtschaft sind seit jeher fest in der DNA der Müller-Guttenbrunn Gruppe verankert. Die Vermeidung von CO2 Emissionen und die Verbesserung unser aller CO2-Bilanz ist dabei ein wichtiger Faktor, der dem Recycling seinen eigentlichen Sinn gibt. Das Kunststoff-Recycling-Unternehmen MGG Polymers beschäftigt sich seit zwei Jahrzehnten intensiv mit dieser Thematik. Und es kommt nicht von ungefähr, dass das Unternehmensmotto „It´s about CO2!“ lautet.
Recycelte Kunststoffe sparen 75% an CO2-Emissionen.
Dabei geht es den Produzenten von hochwertigen PCR-Kunststoffen aber nicht primär um das Klima – dafür gibt es eigene Forschungen. Für Polymers geht es um den Konnex, was im Unternehmen getan werden kann, um weniger zusätzliches CO2 in die Erdatmosphäre einzubringen. „Wir stehen seit 20 Jahren dafür, Kunststoffen ein zweites Leben zu geben und Wertstoffkreisläufe zu schließen. Unser großer Beitrag ist es, zu versuchen, den CO2-Fußabdruck in unserem Segment so gering wie möglich zu halten“, erklärt MGG Polymers-Geschäftsführer Günther Höggerl. „Beim Kunststoffrecycling aus Post-Consumer-Abfällen ist der CO2-Fußabdruck gegenüber der Produktion von Neuware gut darstellbar“, weiß der Fachmann.
Im Schnitt kann durch die Verwendung von recycelten Kunststoffen – verglichen mit Virgin-Material (neuem, aus Rohöl gewonnenem Kunststoff) – rund 75% CO2-Emission eingespart werden. Wer also seine Produkte aus recyceltem Kunststoff herstellt, reduziert wiederum den eigenen CO2-Fußabdruck bzw. jenen seiner Produkte.
Eine positive Bilanz: CO2-Fußabdruck im eigenen Werk.
Basis jeder CO2-Bilanzierung sind sogenannte Lebenszyklusanalysen – also systematische Betrachtungen der Umweltauswirkungen von Produkten. Ein ziemlich komplexes Verfahren, welches aber heute durch Nutzung entsprechender Softwarelösungen einfacher zu bewerkstelligen ist. Um beispielsweise den CO2-Fußabdruck der Produktion von Polypropylen zu erhalten, bedient man sich der Daten internationaler, akkordierter Datenbanken. Für MGG Polymers galt es jedoch, den Fußabdruck der eigenen Tätigkeiten zu erheben. Dafür hat man den renommierten Experten Climate Partner engagiert.
Die Grundlage der nun vorliegenden Auswertungen bildeten die Energie- und Verbrauchsdaten aus dem Jahr 2023. Die Berechnungen wurden so programmiert, dass sie laufend mit aktuellem Datenmaterial versorgt werden können und damit zu jeder Zeit festgestellt werden kann, wie sich der CO2-Fußabdruck bei MGG Polymers entwickelt.
Der CO2-Fußabdruck wurde dabei für das gesamte Unternehmen ermittelt, kann aber für die einzelnen Einflussgrößen ausgewiesen werden. „Wir betreiben unsere Anlagen zum Teil mit Strom aus Eigenerzeugung, zugekauft wird ausschließlich ‚grüner‘ Strom. Die Wärmeerzeugung erfolgt teilweise bereits mit Wärmepumpen. Der Fuhrpark wird laufend auf E-Autos umgestellt, der private Ankauf von E-Bikes durch Mitarbeiter wird vom Unternehmen gefördert. Hier sind wir wirklich gut aufgestellt und optimiert“, analysiert Günther Höggerl den Ist-Stand und nennt einige Maßnahmenbeispiele. „Allerdings hat sich auch herausgestellt, dass bei Polymers die An- und Auslieferlogistik noch ein hohes Potential an Verbesserungen zeigt. Deshalb muss man bei diesen Themen ansetzen, wenn man etwas verändern will.“
LKW mit biobasierten Dieselkraftstoffen.
Gemeint sind dabei vor allem die LKW Transporte im Bereich der An- und Auslieferung, die hauptsächlich – noch – dieselbetrieben sind. Erste Ansätze gibt es aber bereits, finden sich doch inzwischen Lieferantenpartner, welche ihre Fahrzeugflotte auf biobasierte Dieselkraftstoffe, hergestellt aus alten Speisefetten und -ölen der Gastronomie, umgestellt haben. Auch das drückt die CO2-Bilanz etwas nach unten.
Die Zukunft liegt aber ganz eindeutig in elektrobetriebenen LKW. Kürzere Distanzen sind bereits heute machbar, für weite Strecken – beispielsweise quer durch Europa – bedarf es noch geeigneter Ladeinfrastruktur, um die Logistik wirtschaftlich darstellbar zu gestalten. Der Transport von Kunststoffen auf der Schiene ist für MGG Polymers leider nicht praktikabel und wirtschaftlich sinnvoll, da die Bahn ihre Vorteile vor allem beim Transport von schweren Gütern ausspielen kann.
Es braucht einen Schulterschluss Europas.
Es gab und gibt immer wieder nationalstaatliche Bestrebungen, den CO2-Ausstoß zu verringern. Um die Industrie oder die Konsumgesellschaft dazu zu bewegen, sich zu einer Verringerung der CO2-Bilanz zu bekennen, bedarf es jedoch einer zumindest europaweiten Gesetzgebung. Den Einwand, dass Europa alleine nichts bewirken könne, lässt Höggerl nicht gelten: „Europa ist ein Wirtschaftsraum mit fast 500 Millionen Einwohnern. Und wir waren die Ersten, die erkannt haben, dass etwas getan werden muss!“ Selbstredend ist natürlich, dass es wünschenswert wäre, global an einem Strang zu ziehen.
Was inzwischen europaweit akkordiert ist, ist die verpflichtende, anteilige Verwendung von recyceltem Kunststoff bei der Herstellung von kunststoff-basiertem Verpackungsmaterial ab 2030. Gearbeitet wird derzeit ebenfalls an der Verabschiedung einer EU-Richtlinie für die Auto-Industrie. Hier soll beim Verbau von Kunststoffen in Neufahrzeugen ein gewisser Anteil aus recyceltem Kunststoff bestehen müssen.
Obwohl die Details noch diskutiert werden kann davon ausgegangen werden, dass die Vorgaben frühestens ab 2030 bindend sein werden. Dann wird es darauf ankommen, wer die Menge und die Qualität an Recycling-Kunststoffen liefern kann, die im Fahrzeugbau dann benötigt werden. Und essenziell wird sein, welches Unternehmen diese PCR-Kunststoffe mit der niedrigsten CO2-Bilanz liefern kann.
Komplexe Zusammenhänge – eine Benchmark!
Der Einfluss des Menschen auf das Ökosystem Erde ist enorm, der Anstieg der Weltbevölkerung und die damit einhergehenden Belastungen entwickeln sich exponentiell nach oben. Das Ökosystem „antwortet“ darauf ebenfalls exponentiell. Viele teilweise komplizierte Auswirkungen – wie zum Beispiel die Stickstoffkonzentration in küstennahen Zonen – sind schwer erklärbar und nicht sichtbar. Um zu beschreiben, was gerade auf unserer Erde passiert, hat man sich auf einen primären Parameter geeinigt: CO2. Extrem komplexe Zusammenhänge können so an einem Detail festgemacht werden. CO2 dient quasi als Währung – als die Benchmark. Und das vereinfacht viele Diskussionen deutlich.
„Man könnte sogar so weit gehen und sagen, wir handeln künftig mit CO2-Zertifikaten“, denkt Günther Höggerl in die Zukunft. „So könnte man die CO2-Bilanzen monetär bewerten. Für uns bei MGG Polymers wäre das ein großartiges Unterscheidungsmerkmal gegenüber anderen Unternehmen und ein zusätzliches, attraktives Argument in der Preisgestaltung!“
Ein Umdenken in der Gesellschaft ist unumgänglich.
Ganz generell geht es beim Recycling vielfach um „Awareness“, also um ein klares Bekenntnis zur Kreislaufwirtschaft. „Wir wollen niemanden missionieren“, betont der Polymers-Geschäftsführer, „aber wir wollen vermitteln, dass wir uns zu diesem Thema bekennen. Deshalb haben wir uns klar positioniert: „It’s about CO2!“. Die geringste der Stellschrauben, an der es laut Höggerl zu drehen gilt, ist die technische. Vielmehr muss Kunststoff vom „Werkstoff“ zum „Wertstoff“ werden, um – im Vergleich zu anderen Materialien – den Wert zu erhalten, der ihm eigentlich zusteht.
Dafür braucht es ein Umdenken in der Bevölkerung. Niemand würde heute beispielsweise Kupfer achtlos wegwerfen. 100 Jahre Entwicklung von Kunststoffen reichen aber anscheinend nicht aus, um „Plastik“ jenen Wert zu geben, den es verdient. Und solange es genügend Erdöl gibt, können Kunststoffe jederzeit relativ einfach und kostengünstig produziert werden. Das ist jedoch eine sehr kurzsichtige und keinesfalls nachhaltige Meinung. Die Alleinstellungs-Merkmale von Kunststoffen liegen dennoch klar auf der Hand: sie sind leichter und billiger als manch anderer Werkstoff.
Erfreulich ist für Günther Höggerl das stetig ansteigende Interesse der Gesellschaft am Thema Recycling. Das Bewusstsein, dass die Menschheit mit ihrem Verhalten einen unwiderruflichen Abdruck hinterlässt, muss jedoch noch mehr geschärft werden. Es braucht noch mehr Awareness der Konsumenten, der Endkunden. Besonders die jüngere Generation ist sich der Situation, in der wir uns befinden, bewusst. Dennoch kann die Verantwortung nicht alleine dem Endkunden überlassen werden, es bedarf klarer Richtlinien seitens der Gesetzgeber.
Ein Dilemma? Ökologisch denken und ökonomisch handeln.
„MGG Polymers kann – wie auch andere Recycling-Unternehmen – nur ein Angebot zur Nutzung qualitativ hochwertiger Recyclingkunststoffe legen, aber es gibt noch keine Verpflichtung. Für nachhaltige Veränderung braucht es die Gesetzgebung“, weiß Höggerl aus der Praxis zu berichten. Dies würde auch jenen Kunden helfen, welche gerne nachhaltig agieren möchten, aber aus ökonomischen Gründen derzeit auf sehr günstige, importierte Neukunststoffe zurückgreifen. Und genau da will man bei MGG Polymers ansetzen und Möglichkeiten und Sichtweisen etablieren, um beide Welten – Ökologie und Ökonomie – für die Produzenten in Einklang zu bringen. Eine Aufgabe, der man sich in Kematen an der Ybbs gerne stellt. Dass Polymers am Ende natürlich auch ein Wirtschaftsbetrieb ist und erfolgreich sein will und muss, ist dabei die größte Herausforderung. Natürlich ist es oftmals ein Spagat, doch die grundlegende Philosophie bleibt. Denn: It’s about CO2!