IERC 2024: Gegenwärtige und künftige Herausforderungen

Der 22. International Electronic Recycling Congress (IERC) fand heuer vom 17. bis zum 19. Jänner statt, Austragungsort war – wie schon in den Jahren davor –Salzburg. Rund 500 internationale Fachleute aus den Bereichen Produktion, Design, Promotion, Business Development, Materialversorgung, Recycling, Logistik und Behörden kamen zum Meinungs- und Erfahrungsaustausch zusammen.

In Summe bot der IERC 2024, die führende Veranstaltung in der Welt der Kreislaufwirtschaftselektronik, ein umfassendes Konferenzprogramm mit Vorträgen, Diskussionspanels, Workshops sowie einer Exkursion zur Müller-Guttenbrunn Gruppe nach Amstetten und Kematen an der Ybbs.
Im Mittelpunkt des diesjährigen Kongresses standen unter anderem Themen wie „Erweiterte Herstellerverantwortung“, „Design for Recycling“ oder „Recht auf Reparatur“, um nur einige zu nennen. Unternehmen aus den USA und Australien präsentierten Refurbishment-Modelle, die auch in Europa zur Umsetzung kommen könnten.

IERC Honorary Award 2024 ging an Recycler aus Irland

Kurt Kyck von KMK Metals Recycling, Irland, sprach zu Beginn des Kongresses über den Weg, den der Elektroschrott zukünftig nehmen wird. Dabei kritisierte er, dass man die Recycler für die illegale WEEE-Verbringung außerhalb der Europäischen Union verantwortlich mache. Die Hersteller hingegen würden wenig Verantwortung in dieser Causa übernehmen. Es gäbe hier kaum Bereitschaft zur Veränderung, Produzenten wären darauf bedacht, ihre Produkte abzusetzen, die Nachnutzungsphase läge nicht in deren Interesse, kritisierte Kyck.

Im weiteren Verlauf des Tages wurde Kurt Kyck für seine Leistungen als Unternehmer mit dem IERC Honorary Award 2024 ausgezeichnet. Die Laudatio hielt Jean Cox-Kearns, Vorsitzende des IERC-Lenkungsausschusses.

„Design for Recycling“: Recyclingbetriebe bewirken Recyclingerfolg

Ebenfalls vertreten unter den Rednern war Caroline Kennedy von Logitech, die darüber berichtete, dass der Computerzubehör-Hersteller bei der Herstellung seiner Produkte Recyclingkunststoffe einsetzt. Das Unternehmen befasst sich mit Recyclingprozessen in der betrieblichen Praxis, um daraus Rückschlüsse für das Design von Produktentwicklungen zu ziehen. „Wie designe ich etwas, damit es wieder recycelt werden kann“, lautet der Grundsatz. 

Der Tenor der Diskussion war dann auch: Veränderungen finden nur in der Praxis statt. Alle Vorgaben, die WEEE-Recyclingquote zu steigern, setzen die praktische Umsetzung voraus. Letztendlich bewirken nur die Recyclingbetriebe den Recyclingerfolg.

Die Teilnehmer waren sich auch darüber einig, dass die EU resilienter und unabhängiger von Rohstoffimporten werden müsse. Hersteller und Recycler sollten besser kooperieren, dafür müsste aber in weiterer Folge noch das Bewusstsein geschaffen werden. Verbesserungsbedarf gäbe es auch bei der WEEE-Sammlung, vor allem, was die Informationen zu Rückgabestellen angeht. Verbraucher wüssten oft nicht, wo sie ihre Altgeräte retournieren bzw. fachgerecht entsorgen könnten.

Bei den Diskussionsteilnehmern herrschte Einigkeit darüber, dass detaillierte Angaben seitens der Hersteller zu den verbauten Komponenten erforderlich seien, um Produkte noch recyclingfähiger gestalten zu können.

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Eigentümer und Geschäftsführer Christian Müller-Guttenbrunn (re.) und sein Sohn Maximilian Müller-Guttenbrunn (Mitte) gemeinsam im Gespräch mit Lukas Seisenbacher von Line Technology.

Refurbishment und Recht auf Reparatur

Ein weiterer wichtiger Themenschwerpunkt des Kongresses war das Thema „Recht auf Reparatur“. Jérémy Fouriau aus Belgien erläuterte dazu die neuen EU-Richtlinien. Weiters wurden Refurbishment-Modelle aus Australien und den USA vorgestellt, die auch in Europa Schule machen könnten. In den erwähnten Ländern werden mehr Elektronik-Altgeräte repariert als bei uns in Europa. Auch wird zum Beispiel Tonerpulver aus Druckerkartuschen als Asphalt-Zusatz verwendet.

Besuch von Umweltministerin Leonore Gewessler beim IERC 2024

Auch die österreichische Ministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie, Leonore Gewessler, besuchte den IERC 2024. In ihrer Begrüßungsrede betonte sie die Bedeutung des Recyclings von Elektroaltgeräten: „Die Transformation zu einer klimaneutralen Kreislaufwirtschaft erfordert umfassende Veränderungen, nicht nur technologischer und wirtschaftlicher Art, sondern auch in den grundsätzlichen Einstellungen und den Verhaltensweisen der gesamten Gesellschaft – ein umfassender Paradigmenwechsel.“

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Tagungsteilnehmer des IERC 2024 besuchten im Rahmen einer Exkursion die Werke der Müller-Guttenbrunn Gruppe in Amstetten und Kematen an der Ybbs.

IERC goes MGG

Ein Highlight des International Electronic Recycling Congresses war auch heuer die Exkursion der Kongressteilnehmer zu den Standorten der Müller-Guttenbrunn Gruppe nach Kematen an der Ybbs und Amstetten. Dem nasskalten Wetter trotzend, machte sich die Exkursionsgruppe auf den Weg, den drei Werken MGG Polymers, MGG Metran und MGG Metrec einen Besuch abzustatten. 

Mit großem Interesse besichtigten die Teilnehmer die Anlagen und zeigten sich beeindruckt von den Innovationen, dem Pioniergeist und dem technischen Know-How. „Es ist unglaublich, was die Müller-Guttenbrunn Gruppe seit vielen Jahren hier im Mostviertel leistet. MGG ist in jeder Hinsicht ein Vorzeige-Recyclingbetrieb“, zeigten sich die Teilnehmer beeindruckt.