PC/ABS: Ein neuer Recycling-Kunststoff dank Forschung und Entwicklung
Recycling von Kunststoffen – nicht immer einfach, denn vieles dafür ist noch nicht ausreichend erforscht. Mit der 2018 von der EU ausgerufenen „Plastics Strategy“ ist der Weg für Europa aber klar vorgegeben - die Recyclingraten sollen dramatisch gesteigert werden! MGG Polymers ist dafür gut aufgestellt – ein internes Forschungs- und Entwicklungsteam arbeitet seit Jahren an Ideen, mehr Kunststoffe als bisher zu recyceln. Gute Lösungen benötigen allerdings bekanntlich Zeit und Geduld. „Bereits 2012 haben wir mit ersten Überlegungen begonnen, wie das sortenreine Abtrennen und Veredeln von PC/ABS gelingen könnte. Bis zur Serienreife hat es dann doch sechs Jahre gedauert“, erzählt Günther Höggerl von dem langen Entwicklungsweg, den MGG Polymers gegangen ist.
Es war durchaus ein Wagnis, als man sich vor Jahren bei MGG Polymers entschloss, die Wiederverwertung von PC/ABS (Polycarbonat/Acrylnitril-Butadien-Styrol) in Angriff zu nehmen. Während einige Kunststoffe bereits relativ einfach und gewinnbringend recycelt werden können, gehörte PC/ABS bis vor kurzem zu jenen Kunststoffen, die entsorgt – d.h. verbrannt – werden mussten. Beim Start des Projektes gab es weder bekannte Trennverfahren noch Erfahrungen mit der Separation dieses Polymers. Für das Entwicklungsteam höchste Zeit, dies zu ändern.
Starke Ergebnisse
Die Expedition in unbekannte Gefilde nahm MGG Polymers mit starken Partnern in Angriff. Zuvor verbesserte man allerdings die eigenen Trennverfahren. „Es waren teilweise wirklich große Anstrengungen notwendig. So mussten etwa die Technologien, die hinter diesen Trennschritten stecken, völlig neu entwickelt werden“, berichtet Günther Höggerl. 2018 konnte das Projekt schließlich abgeschlossen werden – ein großer Schritt vorwärts, der erstaunliche Ergebnisse mit sich brachte.
MGG Polymers als Trendsetter
Um das Recycling von PC/ABS zu vollenden, muss das Material aber nicht nur optimal sortiert, sondern auch compoundiert und in Granulatform gebracht werden. Um diesen Schritt erfolgreich bewältigen zu können, konzipierte man gemeinsam mit einem österreichischen Maschinenhersteller eine maßgeschneiderte Extrusionsanlage. In dieser Anlage verbergen sich wichtige Innovationen – etwa leistungsstarke Entgasungsvorrichtungen, welche mittlerweile vermehrt in der Branche eingesetzt werden. MGG Polymers setzte damit neue Trends, was angesichts der Vorteile für Höggerl nicht verwunderlich ist: „Durch diese leistungsstarke Entgasung können Schadstoffe, die im Verarbeitungsprozess entstehen, wesentlich besser entfernt werden. Damit lässt sich auch der Geruch des fertigen Produktes verbessern – das ist vor allem für Kunden im Automobilbereich sehr wichtig.“
Die Anlage ermöglicht zudem, Additive in ihrer Reinform zu dosieren. Dadurch können die Eigenschaften des produzierten Recycling-Kunststoffes maßgeblich beeinflusst werden. „Es ist nicht immer einfach, fertige Additivlösungen für unsere sortierten Recyclingkunststoffe am Markt zu erhalten. Daher müssen wir diese teilweise selbst entwickeln. Durch unsere flexible Anlage können wir hier immer einiges ausprobieren“, sieht Höggerl noch viele Entwicklungsmöglichkeiten.
PCR-Kunststoff so gut wie Neuware
Die jahrelangen Anstrengungen haben sich gelohnt: Das von MGG Polymers recycelte PC/ABS kann bei Elektronikgeräten für funktionale Bauteile im Inneren nahezu problemlos eingesetzt werden. Sehr stolz ist man im Unternehmen darauf, dass es mit diesem Kunststoff sogar wieder gelingt, die optischen Ansprüche an hochglänzende Gehäusebauteile (z.B. bei Beamern, Routern, Setup-Boxen oder Lautsprecherabdeckungen) zu erfüllen. „Hersteller haben unseren post-consumer recycelten Kunststoff zahlreichen Tests unterworfen und attestiert, dass sie keinen Unterschied zwischen dem Material von MGG Polymers und Neuware festgestellt haben“, freut sich Höggerl, dass die harte Entwicklungsarbeit Früchte getragen hat. Das von MGG Polymers recycelte PC/ABS bietet auch eine ideale Grundlage für Anwendungen in der Automobilindustrie.
Seit 2018 kommerzialisiert MGG Polymers den „neuen“ Recyclingkunststoff PC/ABS bei verschiedenen namhaften Kunden – und erlaubt dem Entwicklungsteam eine kleine Verschnaufpause. Denn für das Management des Unternehmens stellt die Wiederaufbereitung von PC/ABS den Start einer ganzen Entwicklungsreihe bei MGG Polymers dar. Weitere Kunststoffarten sollen in den nächsten Jahren recycelt werden – auch weil es in einigen Bereichen Veränderungen gibt. „Wir beobachten unsere Zielmärkte genau und wissen daher bereits heute, dass sich die Zusammensetzung der Kunststoffe in den Konsumprodukten stetig ändert. Die heutigen Elektrogeräte sind schließlich nicht mehr dieselben wie vor 5, 10 oder 15 Jahren“, erklärt Höggerl. „Seit der Firmengründung im Jahr 2005 analysieren wir aufwendig die Qualität der bei uns angelieferten Abfallströme und können daher genau sagen, welche Kunststoffarten über die Jahre prozentuell mehr bzw. weniger werden. Das hilft uns natürlich bei der Auswahl, welchen Kunststoff wir als nächstes recyceln wollen.“
Anwendung statt Theorie
Die Vorbereitungen dafür laufen bereits, und eines ist klar – neue Wege zu beschreiten ist gemeinsam einfacher als alleine. Aus diesem Grund pflegt MGG Polymers einige Partnerschaften mit Universitäten, Forschungseinrichtungen sowie Maschinenpartnern. Das Augenmerk liegt dabei aktuell bei den Möglichkeiten bzw. Grenzen der sensorgestützten Sortierung, von der man sich in den kommenden Jahren noch einen Technologiesprung erwartet.
„Die von den Forschungspartnern erarbeiteten theoretischen Grundlagen sowie deren Versuchsergebnisse verknüpfen wir mit unseren jahrelang gesammelten Daten sowie unseren praktischen Erfahrungen. Das ist der Schlüssel zum Erfolg“, ist Günther Höggerl überzeugt. „Die Entwicklungsarbeit hat sich gelohnt – PC/ABS wird nicht mehr verbrannt, sondern bekommt ein neues Leben als Einsatzwerkstoff in hochwertigen Anwendungen. Schritt für Schritt wollen wir beweisen, dass es für andere Kunststoffarten ebenfalls möglich ist – auch wenn es wieder ein langer Weg bis zum Erfolg sein sollte. Wir blicken jedenfalls sehr zuversichtlich in die Zukunft.“